Der Martinez Cocktail ist ein klassischer Cocktail, der als Vorfahre des Martini Cocktail gilt. Er vereint süßen roten Wermut, Gin (oder Genever), Maraschino Likör und Cocktail Bitters.
Die Story des Martinez Cocktail
Die Entstehung des Martinez ist nicht ganz geklärt. Zwei frühe Geschichten schreiben die Herstellung eines Cocktails namens Martinez dem Barkeeper Jerry Thomas im Occidental Hotel oder einem Barkeeper namens Richelieue zu, der in einem Saloon in Martinez, Kalifornien, arbeitete.
Beide Geschichten lassen sich nur schwer verifizieren, da Aufzeichnungen über die Getränke dieser Zeit fehlen oder unvollständig sind. Allerdings enthält die Ausgabe von Jerry Thomas‘ „The Bar-Tender’s Guide“ von 1887 ein Rezept für den Martinez. Jerry Thomas sieht einen Old Tom Gin, süßen Wermut, zwei Dash Maraschino und einen Dash Boker’s Bitters mit Eis vor, garniert mit einer Zitronenscheibe.
In einem nur wenige Jahre zuvor erschienenen Getränkeführer von O.H. Byron aus dem Jahr 1884 wurde ebenfalls ein Rezept für einen Cocktail namens Martinez aufgeführt, in dem es lediglich hieß: „Same as Manhattan, only you substitute gin for whisky.“
Das Buch enthielt zwei Rezepte für einen Manhattan, von denen eines zwei Dash Curaçao, zwei Dash Angostura Bitters, ein halbes Weinglas Whisky und ein halbes Weinglas italienischen Wermut vorsah.
Ich bevorzuge grundsätzlich ein Rezept, welches in die Richtung von Jerry Thomas geht:
- der süße Wermut muss darin die Hauptzutat sein
- Marschino Likör kommt im Rezept vor
- Verwendung von Old Tom Gin oder Genever
- kein London Dry Gin
Wer tiefer in die Geschichte des Martinez eintauchen will, dem sei der Beitrag der Cocktail-Historie-Profis von Bar–Vademecum an’s Herz gelegt.
Die Zutaten für den Martinez Cocktail
Die Hauptzutat ist süßer roter Wermut. Martini Rubino, Carpano Antica Formula, Dolin Rouge, Belsazar Red oder Punt e Des sind nur einige der aufgesprittenen Weine, die eine gute Figur in einen Martinez Cocktail machen können. Ich entscheide mich für eine „Split-Base“, wie sie in der New Yorker Bar „Death & Co.“ verwendet wird. Dort blended man Dolin Rouge und Punt e Mes zu gleichen Teilen. Das gefällt mir sehr gut.
Der Old Tom Gin: Anders als bei einem London Dry Gin, dem man bei der Herstellung lediglich 0,1 Gramm Zucker pro 1 Liter Destillat hinzufügen darf, darf und muss ein Old Tom Gin stärker gezuckert sein. Das hat er seiner Geschichte aus dem 18. Jahrhundert zu verdanken. Long story short: um damals schwarz gebrannten Gin überhaupt trinkbar machen zu können, musste man mit Zucker nachhelfen.
Aber welcher Old Tom Gin kommt nun für unseren Martinez Cocktail in Frage?
In meiner Homebar stehen eigentlich nur zwei verschiedene Sorten Old Tom Gin parat. Der Hayman’s Old Tom Gin aus London und der französische Citadelle No Mistake Old Tom Gin aus dem Hause Pierre Ferrand.
Gerade letzterer ist für mich ein ganz besonderes Beispiel dafür, in welche Richtung man Gin allgemein denken kann. Hier werden 22 Botanicals in Weizenalkohol mazeriert und destilliert, anschliessend sechs Monate in Holzfässern gelagert. Ein anderer Teil des Gins gesellt sich zu gerösteten, braunen Zucker und wird für vier Monate in ehemaligen Ferrand-Cognacfässern gelagert. Danach erfolgt die Vermählung der beiden gelagerten Spirituosen. Was dabei heraus kommt ist einfach komplex genial. Auch für den Pur-Genuss eine Empfehlung.
Wir haben den Dolin und Punt e Mes Wermut Blend, dazu den gelagerten Citadelle No Mistake Old Tom Gin. Fehlen noch Maraschino und Bitters.
Zum Maraschino Likör gibt es nicht viel zu sagen. Der klare Kirschlikör Luxardo Maraschino ist der einzige Platzhalter in meinem Maraschino arsenal und wird auch immer brav verwendet, wenn ein Cocktail danach verlangt.
Anders bei den Bitters. Heutige Martinez Rezepte verwenden vorrangig den Angostura Bitters. Nun bietet der Bitters Markt zum Glück eine Vielzahl an Optionen an. Daher entscheide ich mich, wie auch schon beim Gin, für eine „Aged Variante“: Dem Fee Brothers Whisky Barrel Aged Bitters.
Warum das ganze?
Ich mag Cocktail-Klassiker einfach gerne. Ausserdem ist dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie man ein klassisches Cocktail-Rezept mit aktuellen Zutaten twisten kann. Dabei kommt etwas neues heraus, ohne dass der Drink dabei seine Wurzeln verliert.
Ihr habt weder den Dolin noch den Punt e Mes in eurer Homebar vorrätig? Kein Problem… Mit dem Antica Formula wird euer Martinez ebenso gut gelingen.
Das Rezept für den Martinez Cocktail
60 ml süßer Wermut
30 ml Old Tom Gin oder Genever
8 ml Maraschino Likör
2 Dash Bitters
Methode
Alle Zutaten in ein Rührglas kalt rühren (min. 20 Sekunden). In eine vorgekühlte Coupette oder Nick and Nora Glas abseihen.
Anschließen mit einer Zitronenzeste oder Maraschino Kirschen Garnieren.
Musiktipp zum Drink:
High John, Pachakuti – Show me happiness
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